Neues Jahr, neue Trends! Wie schon in den letzten Jahren, entwickeln sich Trends im Projektmanagement kontinuierlich weiter. Hier sind die neun größten Projektmanagement-Trends, die Sie in 2022 im Auge behalten sollten.
Das sind die 9 größten Projektmanagement-Trends in 2022
Linh Tran, Dienstag, 04. Januar 2022 | Lesedauer: 10 min.Inhalt
- Remote Arbeit und Leadership
- Mehr Fokus auf Soft-Skills
- Professionalisierung des Projektmanagements & steigende Nachfrage nach Projektmanagern
- Agile ist gekommen, um zu bleiben
- Wert- und prinzipienorientiertere Perspektive
- AI, Machine Learning & Automation
- Cloud ist der Standard
- Lebenslanges Lernen & Wissensmanagement
- Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung
1. Remote-Arbeit und Leadership
Die Corona-Pandemie hat etwas geschafft, das vorher niemand für möglich gehalten hat: Eine flächendeckende Einführung von Home-Office – und das innerhalb von wenigen Wochen oder sogar Tagen. Besonders Deutschland hinkte im globalen Vergleich hinterher. In einer repräsentativen Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung gaben vor der Pandemie lediglich 4% der Beschäftigten an, dass sie ausschließlich/überwiegend von zuhause arbeiten. Im Juli 2021 lag die Zahl schon bei 15%. Theoretisch können etwa 56% der Beschäftigten zumindest teilweise im Home-Office arbeiten, aber nichtsdestotrotz hat sich die Arbeitslandschaft seit März 2020 stark verändert. „New Work“ und „The New Normal“ sind jetzt zur Normalität geworden. Zwar rufen viele Unternehmen Ihre Unternehmen ihre Beschäftigten vermehrt zurück ins Büro, die Entwicklung ist aber nicht mehr aufzuhalten. Viele Beschäftigte werden auch nach der Pandemie zumindest teilweise noch im Home-Office arbeiten.
Darauf müssen sich Unternehmen und vor allem Führungskräfte einstellen. Denn Remote-Arbeit bedeutet gleichzeitig auch Remote-Leadership. Das heißt, Sie müssen Ihr Team anders führen und leiten als vorher. Besonders wichtig ist es, physische Präsenz nicht mit mehr Leistung und Produktivität gleichzusetzen und Beschäftigte im Home-Office anders zu behandeln. Auch ist ständige und kontinuierliche Kommunikation wichtiger denn je. Oft genügt schon ein kurzer persönlicher Check-In mit Ihren Team-Mitgliedern, in dem Sie nach ihrem Befinden fragen und einfach nur quatschen. Denn genau solche Interaktionen fehlen bei der Remote-Arbeit, sind aber wichtig für die persönliche Bindung.
2. Mehr Fokus auf Soft-Skills
Fachwissen ist wichtig im Projektmanagement, aber nicht der einzige entscheidende Faktor. Kompetenzen wie Kreativität und Empathie werden immer wichtiger. Viele setzen Projektmanagement immer noch gleich mit starren Prozessen und technischem Wissen, aber die Disziplin hat sich längst weiterentwickelt. Auch abseits von Agile gibt es ein Umdenken in der Branche. In einer sich ständig wandelnden Welt, die sich immer schneller weiterentwickelt, ist es wichtig, dass man sich schnell anpassen kann. Nicht alle werden im gleichen Tempo mithalten können, aber wenn Sie eine Kultur schaffen, die Kreativität und kreative Problemlösung fördert, die Fehler zulässt und gute Beziehungen und Team-Zusammenhalt in den Vordergrund stellt, schaffen Sie die Grundlage für eine gesunde Unternehmenskultur und langanhaltenden Unternehmenserfolg.
3. Professionalisierung des Projektmanagements & steigende Nachfrage nach Projektmanagern
Vor 10 Jahren noch war Projektmanagement eher eine Randdisziplin, mit der die wenigsten Beschäftigten Berührungspunkte hatten. Doch immer mehr Unternehmen in allen Branchen führen vermehrt Projektarbeit durch – ob bewusst oder unbewusst. Das bedeutet, dass viele die Wichtigkeit von Projektmanagement erkennen und ihnen bewusst wird, dass eine Professionalisierung der Projektarbeit unausweichlich ist, wenn man Projekte erfolgreich umsetzen möchte. Gleichzeitig bedeutet es auch, dass die Nachfrage nach Projektmanager*innen steigt. Aber auch im Projektmanagement gibt es einen Fachkräftemangel. Dieser Zustand wird sich in den nächsten Jahren nur noch verstärken. Die Gründe sind wie in anderen Branchen ähnlich: demografischer und kultureller Wandel. Die Herausforderung ist es also, nicht nur Fachkräfte anzuwerben, sondern diese auch weiterzubilden und an das Unternehmen zu binden. Unternehmen müssen ihre bestehenden Talente fördern und weiterentwickeln, aber auch Strategien entwickeln, um neue Talente zu gewinnen. Denn um die Talent-Lücke zu schließen, werden bis 2030 etwa 25 Millionen neue Projektmanager*innen benötigt.
4. Agile ist gekommen, um zu bleiben
Agile war immer so etwas wie das etwas rebellische, jüngere und coolere Geschwisterchen im Projektmanagement. Die Ideen waren neu und haben frischen Wind ins Projektmanagement geweht, aber es wurde immer als etwas Radikales angesehen. Aber Agile hat sich längst als eine vollwertige Projektmanagement-Methode etabliert. Spätestens als traditionelle Branchen wie der Maschinenbau oder große, veränderungsscheue Konzerne sich dran gewagt haben, ist sicher: Agile ist gekommen, um zu bleiben.
„Agile“ bedeutet dabei nicht nur nach agilen Projektmanagement-Methoden zu arbeiten, sondern im wahrsten Sinne des Wortes flexibel zu sein. Im Pulse of the Profession Report 2021 des PMI wird deutlich, dass „Gymnastic Enterprises“, also Unternehmen, die flexibel und beweglich sind, erfolgreicher sind. Diese Unternehmen reagieren schnell auf Veränderungen und können Ihre Prozesse und Arbeitsweisen je nach Situation schnell anpassen. Statt starr nach einer Methode zu arbeiten, wissen diese Unternehmen, dass sie je nach Team, Projekt und Situation mal agil, mal traditionell oder auch hybrid arbeiten müssen.
5. Wert- und prinzipienorientiertere Perspektive
Es gibt viele PM-Standards und -Zertifizierungen und alle haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Auch die weltweit mitgliedsstärkste PM-Organisation, das Project Management Institute, hat sich stetig weiterentwickelt und leitet mit der 7. Edition seines PMBOK-Guides (PMBOK = Project Management Body of Knowledge) einen Paradigmenwechsel ein. Statt dem bisher stark prozessorientierten Ansatz, liegt der Fokus in der neuen Version auf einer wert- und prinzipienorientierten Perspektive. Eine erfolgreiche Projektdurchführung und die Schaffung von messbarem Nutzen (materiell & immateriell) für die gesamte Wertschöpfungskette stehen im Vordergrund. Die eher technischen und abstrakten „10 Knowledge Areas“, wie z.B. Project Integration Management, Project Scope Management oder Project Schedule Management, werden abgelöst von den „12 Project Delivery Principles“, die auch Prinzipien wie Resilienz und Anpassungsfähigkeit oder auch den Aufbau einer Kultur der Verantwortlichkeit und des Respekts beinhalten. Die Änderung des PMBOKs ist nur eine von vielen Veränderungen im Projektmanagement, die eine langfristige Weiterentwicklung der Disziplin darstellen.
6. AI, Machine Learning & Automation
Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Automatisierung sind in vielen Branchen nichts besonderes mehr. Von Staubsaugern, Kühlschränken, bis hin zu selbstfahrenden Autos – der technologische Wandel hat in den letzten Jahren extrem große Schritte gemacht. Auch an der Projektmanagement-Branche gehen diese Entwicklungen nicht vorbei. Unternehmen setzen immer mehr Projekte parallel um, diese Projekte werden außerdem immer komplexer. Das bedeutet, dass es für Projektmanager*innen immer schwieriger wird, die richtigen Entscheidungen aus einer Unmenge an Möglichkeiten zu treffen. Deshalb wird es immer wichtiger, dass sie die nötigen Werkzeuge an der Hand haben, die sie dabei unterstützen die Komplexität zu reduzieren und effizienter zu arbeiten. Mit dem steigenden Bewusstsein für die Wichtigkeit von Projektmanagement, wird die Nachfrage nach Projektmanagement-Tools steigen, aber auch die Nachfrage nach Automatisierung und Unterstützung durch AI und Machine Learning wird stetig steigen.
7. Cloud ist der Standard
Als wir 2011 die Cloud-basierte Edition unserer Software vorgestellt haben, war Cloud oder auch Software-as-a-Service (SaaS) noch relativ unbekannt bzw. viele Unternehmen, gerade im DACH-Raum, standen dem sehr skeptisch gegenüber. Die eigenen Daten in einem fremden Datenzentrum? Unmöglich! Die Sicherheits- und Datenschutzbedenken waren berechtigt, besonders wenn man in den Medien immer wieder von Sicherheitslücken und Datenleaks hört – aktuelles Beispiel die log4j-Sicherheitslücke. Nichtsdestotrotz war und ist die Cloud sicher und bietet viele Vorteile.
Diese Vorteile haben viele Unternehmen besonders nach dem ersten Corona-Lockdown im Jahr 2020 bemerkt: Wenn die Daten lokal im unternehmensinternen Server gespeichert sind, können Mitarbeitende nicht darauf zugreifen. Bei InLoox sind fast alle Mitarbeitenden buchstäblich von einem auf den anderen Tag ins Home-Office gewechselt. Dieser fließende und reibungslose Übergang war nur möglich, weil wir unsere Infrastruktur schon sehr früh fast gänzlich in die Cloud verlagert haben, von der Telefonie, dem Dokumentenmanagement bis hin zu unseren Projektdaten, war alles über die Cloud erreichbar. Für Externe war diese große Änderung nicht sichtbar, denn wir konnten unseren Service und Support ohne Unterbrechung weiterführen.
Ein weiterer Vorteil der Cloud, auch abseits von Remote-Work, ist die enorme Zeitersparnis. Denn wenn man einen eigenen Server betreibt, muss man ihn warten und pflegen und Upgrades und Updates durchführen. Bei einem Cloud-Server sparen Sie sich diesen Aufwand. Diese und viele weitere Vorteile und Entwicklungen führen dazu, dass es bald nicht mehr „Cloud first“ heißt, sondern „Cloud only“.
8. Lebenslanges Lernen & Wissensmanagement
Noch nie hat sich die Welt so schnell verändert wie jetzt und noch nie hatten wir Zugang zu so viel Wissen. Doch dieses Wissen muss dokumentiert und für zukünftige Generationen gespeichert werden, Stichwort "Wissensmanagement". Wenn die letzten Baby-Boomer in den nächsten Jahren in Rente gehen und auch die Generation X langsam aus ihren Beschäftigungsverhältnissen ausscheidet, können große Wissenslücken entstehen. Denn neben der Arbeitskraft geht den Unternehmen auch der Erfahrungsschatz dieser Generationen verloren, wenn sie nicht rechtzeitig das Wissen dokumentieren und die Übergabe regeln. Denn neben Fachwissen, das man nachschlagen kann, gibt es auch viel implizites Wissen, das man nur durch persönliche Erfahrungen erlangt. Unternehmen, die zukunftsfähig bleiben möchten, müssen also eine Kultur des Lernens fördern und ihren Beschäftigten die Möglichkeit bieten sich fortzubilden und sie müssen außerdem rechtzeitig ihren Wissensschatz sichern.
9. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung
Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung nehmen auch im Projektmanagement eine immer wichtigere Rolle ein. Zur Bewertung des Projekterfolgs werden längst nicht mehr nur finanzielle Aspekte betrachtet, sondern auch inwieweit das Projekt einen Nutzen für die Gesellschaft geschaffen hat. Bei der Auswahl von Projekten wird immer stärker auf die Nachhaltigkeit und die verantwortungsbewusste Umsetzung geachtet. Auftraggeber suchen sich Partner aus, die sich Ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind und Investitionen werden immer mehr nach den „Environmental Social Governance“-Kriterien evaluiert. Das bedeutet aber nicht, dass nachhaltige Projekte nicht profitabel sind. Im Gegenteil, nachhaltiges Projektmanagement leistet langfristig einen Beitrag zum Unternehmenserfolg, zur Wertschöpfung und einer wachsenden Wirtschaft bei. Nebenbei werden Ressourcen geschont und eine lebenswertere Welt wird für zukünftige Generationen geschaffen.