Innovative Ideenfindung im Projekt mit Design Thinking

Kathrin Jungwirth, Dienstag, 25. Oktober 2016 | Lesedauer: unbekannt

Design Thinking wird als Methode zur Ideenfindung immer bekannter. Um Ihnen den Design-Thinking-Prozess vorzustellen, erklären wir jede Phase theoretisch und anhand eines Beispielprojekts.  

Nicht nur Start-ups machen sich diese innovative Strategie zunutze, auch im Projektmanagement können wir sie gewinnbringend einsetzen. Der Denkansatz des Design Thinking geht stets vom Menschen und seinen Bedürfnissen aus und führt zu neuen und besseren Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen im Unternehmen. Damit eignet sich Design Thinking u.a. für Innovationsprojekte

Voraussetzungen für Design Thinking

Lediglich drei Voraussetzungen sind nötig, um mit Design Thinking zu starten. Zum einen benötigen Sie einen Arbeitsraum, um gemeinsam im Projektteam der Kreativität freien Lauf lassen zu können. Zum anderen sollte Ihr Projektteam multidisziplinär aufgestellt sein, damit Sie möglichst viele verschiedene Sichtweisen auf die Fragestellung erhalten. Zusätzlich sollten Sie auf eine grundlegend offene Haltung gegenüber neuen Denkansätzen und Arbeitsweisen achten.

Der Design-Thinking-Prozess

Im Design-Thinking-Prozess richten Sie Ihre volle Aufmerksamkeit auf den Kunden und seine Bedürfnisse. Der klassische Design-Thinking-Prozess wird in 6 Phasen unterteilt:

Der Design-Thinking-Prozess

Im Folgenden werden wir jede Phase theoretisch und anhand eines konkreten Beispiels betrachten. In unserem Beispiel geht es um folgenden Sachverhalt: Ein international tätiges Unternehmen steht vor der Herausforderung die hohe Mitarbeiterfluktuation zu senken. Deshalb soll ein interdisziplinäres Projektteam einen Lösungsansatz entwickeln und neue Ideen zur Mitarbeiterbindung und –Motivation erarbeiten.

In den ersten drei Phasen geht es darum durch Führen von Kundengesprächen und Beobachtungen das Problem und die Bedürfnisse des Kunden zu identifizieren. Währenddessen können Sie sich flexibel in den Phasen vor- und zurückbewegen, um ein tiefgreifendes Verständnis und verschiedene Sichtweisen zu erhalten. Lassen Sie uns nun einen Blick auf die ersten drei Phasen werfen:

1. Verstehen

In diesem ersten Schritt geht es darum, die Problemstellung tatsächlich zu verstehen und sich dem Projektkontext zu nähern. Um einen Sachverhalt zu verstehen, sind ausführliche Gespräche unabdingbar. Sprechen Sie mit verschiedenen Personen aus verschiedenen Abteilungen und Disziplinen.

Beispiel: Um die Gründe für die hohe Mitarbeiterfluktuation im Unternehmen besser zu verstehen, führt das Projektteam Gespräche mit unterschiedlichen Personengruppen: Mitarbeiter aus verschieden Abteilungen, Führungskräfte und ehemalige Mitarbeiter. Dadurch können die Arbeitsbedingungen genauer untersucht werden und bereits Verbesserungsvorschläge eingeholt werden.

2. Beobachten

Im Anschluss an die erste sehr aktive Phase, gehen Sie in die nächste Phase über. Nun spielen Sie eher eine passive Rolle und sollen vor allem ohne Vorurteile beobachten. Beobachten Sie die Problemstellung in realen oder auch künstlich geschaffenen Situationen (z.B. mit Hilfe von Experimenten). Damit erzielen Sie eine intensive Auseinandersetzung mit der Situation und dem Kunden.

Beispiel: In der passiven Rolle des Beobachters stellt das Projektteam fest, dass der Arbeitsalltag im Unternehmen vor allem durch wenige Pausen, viele Überstunden und einem hohen Leistungsdruck geprägt ist.  

3. Sichtweise

Im nächsten Schritt geht es um Empathie. Hier sollen Sie sich in die Situation des Kunden versetzen. Erst jetzt werden Sie die Herausforderung in all Ihren Facetten verstehen. Denn andere Menschen leben oft ganz anders als Sie selbst und deshalb sind ihnen auch andere Dinge wichtig.

Beispiel: In unserem Beispielprojekt stellt jeder Mitarbeiter des Unternehmens im übertragenen Sinne den Kunden dar. Das Projektteam versucht sich nun in die Mitarbeiter einzufühlen und betrachtet die Situation aus deren Perspektive.

Nachdem Sie in den ersten drei Phasen in aller Ruhe ein tiefgreifendes Verständnis für das Problem und die Bedürfnisse Ihres Kunden entwickelt haben, werden die folgenden drei Schritte zeitlich viel schneller durchgeführt. Jetzt ist es an der Zeit Lösungen vorzuschlagen, sie als Prototypen umzusetzen und anschließend zu testen.

4. Ideenfindung

In dieser Phase werden häufig ergänzend Kreativitätsmethoden eingesetzt. Hier können Sie beispielsweise Brainstorming, Brainswarming oder auch Mind Mapping nutzen. Sammeln Sie zuerst ganz viele Ideen auf einmal. Danach wählen Sie die besten aus und denken diese gemeinsam weiter. Entscheiden Sie sich dann, welche Ideen in Prototypen umgesetzt werden sollen.

Beispiel: Nachdem ein grundlegendes Verständnis für die Situation und das Problem erarbeitet wurde, beginnt das Projektteam mit der Lösungs- bzw. Ideenfindung. Mit Hilfe von Mind Mapping versuchen sie herauszuarbeiten, wie die Arbeitsbedingungen im Unternehmen verbessert werden können und was es braucht, damit sich die Mitarbeiter dort wohlfühlen. Danach entscheidet sich das Team für die drei besten Ideen, welche in Prototypen, also in diesem Fall Konzepte, umgesetzt werden sollen.

5. Prototyping

Bevor Sie anfangen Prototypen zu basteln, verdeutlichen Sie sich noch einmal die Herausforderungen (Kundenwünsche, Probleme, Grundbedürfnisse), die die Idee lösen soll. Wenn Sie danach in der Gruppe anfangen Prototypen zu entwickeln, dann werden Sie noch viel mehr bemerken, dass Sie noch bedenken müssen, damit der Kunde einen wirklichen Nutzen davon hat.

Beispiel: Nun beginnt das Team verschiedene Konzepte zur Verbesserung der allgemeinen Arbeitsbedingungen zu entwickeln und zu gestalten.

6. Testen

Sie haben eine gute Idee in einen Prototyp umgewandelt? Dann ist es jetzt an der Zeit die Meinung Ihres Kunden dazu zu hören. Nutzen Sie das Feedback und halten Sie es fest, um die Idee weiter zu verbessern. Vielleicht haben Sie nun die Lösung oder zumindest eine gute Idee, vielleicht aber auch nicht. Wenn das Feedback grundsätzlich gut war, dann verbessern Sie Ihr Produkt weiter. War das Feedback schlecht, denken Sie noch einmal neu und starten wieder bei der Ideenfindung.  

Beispiel: Am Ende hat das Team ein Konzept ausgewählt, das als Prototyp in die Testphase gehen soll. Dieses Konzept zur Verbesserung der allgemeinen Arbeitsbedingungen wird nun mehreren Gruppen von Mitarbeitern vorgestellt und deren Feedback dazu wird eingeholt. Abhängig vom Feedback wird das Team das Konzept weiter verbessern oder noch einmal bei der Ideenfindung starten. 

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