Ein Projektmanager hat die Aufgabe, im Rahmen der Projektplanung und Ausführung verschiedene Parameter auszubalancieren. So sollen möglichst alle Anforderungen der Stakeholder erfüllt werden, auch wenn es zu unerwarteten Entwicklungen kommt. Man orientiert sich dabei an mehreren Größen, die anhand von zwei Modellen dargestellt werden können: dem magischen Dreieck und dem Teufelsquadrat.
Magisches Dreieck und Teufelsquadrat - Zielgrößen im Projektmanagement
Klara Obermair, Mittwoch, 20. September 2023 | Lesedauer: 7 min.Ein erfolgreiches Projekt hängt von verschiedenen Parametern ab, welche immer vor Projektbeginn klar definiert werden. Ist das Projekt abgeschlossen, werden festgelegte und erreichte Kriterien verglichen. Je nach Übereinstimmungsgrad wird ein Projekt dann als mehr oder weniger erfolgreich eingestuft. Die beiden nachfolgenden Konzepte helfen dabei, das Zusammenspiel dieser Parameter zu visualisieren und so dem Projektleiter aufzuzeigen, welche Folgen die Änderung einer Größe auf die restlichen hat.
Das magische Dreieck als Erfolgsmaß im Projekt
Dieses Modell sieht den Erfolg eines Projekts von den drei zentralen Größen Zeit, Kosten und Leistung bestimmt. Sie werden am Anfang eines Projekts im Zuge der Auftragsklärung und der Schätzung des Aufwands definiert und priorisiert.
Der Parameter Zeit steht für die Projektlaufzeit. Er beinhaltet also Projektstart und –ende sowie alle einzuhaltenden Termine, die das Projekt strukturieren.
Mit Kosten hingegen ist das Budget gemeint, das vor Projektbeginn festgelegt wird und nicht überschritten werden sollte. Auch Ressourcen fallen in diesen Bereich: dazu gehören sowohl Personal-, Sach-, sowie Materialressourcen, aber auch externe Leistungen.
Zu guter Letzt ist ein Projekt auch von dessen Umfang bestimmt: definierte inhaltliche Ziele müssen erreicht werden, wobei der Erfolg, und damit die Kundenzufriedenheit, auch von der Qualität des Projekts abhängen.
Das Projekt als Akt der Balance
Wird eine dieser drei Größen verändert, so hat dies direkte Auswirkungen auf die beiden anderen Größen. Um die Projektziele trotzdem zu erreichen, müssen Änderungen in einem Parameter durch die anderen beiden Größen ausgeglichen werden. Dies führt zwangsläufig zu einer Veränderung aller drei Parameter. Hier ein Beispiel: Wenn das zu Beginn definierte Projektbudget gekürzt werden muss, so kann man dies entweder durch einen geringeren Leistungsumfang ausgleichen oder eine längere Realisierungszeit in Kauf nehmen. Will ein Pharmaunternehmen ein neues Medikament auf den Markt bringen und muss jedoch aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten das geplante Budget herunterschrauben, beeinflusst dies auch andere Bereiche des Projekts. Der Leiter entscheidet sich dazu, die Ausarbeitung der Marketingkampagne zu kürzen, muss dabei aber auch mit Einbüßen bei deren Qualität rechnen. Wenn man also an einer Ecke des Dreiecks zieht, hat das zwangsläufig Auswirkungen auf die Produktqualität.
Die Geschichte des Dreiecks
Das ursprüngliche Modell, das im Jahre 1969 vom britischen Ingenieur Dr. Martin Barnes entwickelt wurde, weist einen bedeutenden Unterschied zum heute gängigen Konzept auf. Nach Barnes ist der Scope vorab klar definiert und das Budget und die Zeit richten sich streng nach diesem. Der einzige Trade-Off findet zwischen den Dimensionen Budget und Time statt. Somit ist das alte Modell weitaus weniger flexibel als das heutige. Der nun mögliche Trade-Off zwischen drei Dimensionen bietet eine deutlich höhere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Projektteams können stark hiervon profitieren.
Welche Bedeutung das Modell für Projektteams hat
Das magische Dreieck - oder auch Iron Triangle - stellt klar die Korrelation zwischen dem Budget, dem Scope und der zeitlichen Komponente heraus. Damit bietet das Modell einzigartige Einblicke in die zugrundeliegende Struktur des Projekts und ermöglicht somit ein effizientes als auch effektives Management. Die Darstellung relevanter Dimensionen bietet im Nachgang einen Maßstab für die Erfolgsbewertung. Konkreter können als Vorteile des Dreiecks folgende Punkte angeführt werden:
- Einfaches Change Management im Projekt: Das Projekt hat eine unveränderliche Deadline, aber während des Projekts vergrößert sich der Scope? Kein Problem. Durch das Iron Triangle weiß der Projektmanager, was zu tun ist. Da der Scope größer wird und der Zeitrahmen feststeht, muss an der Stellschraube Budget angesetzt werden. Um einen erfolgreichen Abschluss zu ermöglichen, ist dieses auszuweiten.
- Effiziente Kommunikation mit Stakeholdern: Auftraggeber müssen sich im Projektumfeld auf das Team verlassen können. Schließlich haben diese oft kein weitreichendes Projektmanagement-Wissen, erwarten dieses aber vom Auftragnehmer. Um also Stakeholder im Projekt auf dem Laufenden zu halten, müssen komplexe Sachverhalte einfach dargelegt werden. Hierbei hilft das Iron Triangle, um Dependenzen zu verdeutlichen und einen tiefen Einblick zu ermöglichen, der eine Bewertung zulässt.
- Klare Prioritäten: Liegt die Priorität im Projekt beispielsweise klar auf dem Budget, so muss dem Projektmanager bewusst sein, dass sich Veränderungen im Scope oder in der Zeitvorgabe direkt auf die finanzielle Komponente auswirken. So ergibt sich ein ganzheitliches Verständnis für relevante Zielgrößen.
- Verbessertes Risikomanagement: Aufbauend auf den genannten Aspekten, kann auch das Risikomanagement vom Iron Triangle profitieren. Zu wissen, welche Punkte maßgeblich für den Projekterfolg oder –misserfolg sind und wie diese interagieren, hilft Risikomanagern, entsprechende Pläne bereitzustellen. Durch das Dreieck kann sichergestellt werden, dass eine unerwartete Änderung in einem der drei grundlegenden Aspekte nicht direkt zu einer Änderung der Qualität führt. Außerdem hilft die genannte klare Kommunikation dabei, die Zufriedenheit beim Klienten hochzuhalten, selbst wenn große Risiken im Raum stehen.
Wo liegen die Limitationen des Modells?
Das Iron Triangle wird oft herangezogen, um den Erfolg eines Projekts zu messen. Auch wenn das Zusammenspiel der drei Dimensionen eine hohe Komplexität aufweist, können ebenso andere Aspekte, die sich nicht in dem Modell wiederfinden, erfolgsrelevant sein. So berichteten wir beispielsweise vor Kurzem über das Opernhaus in Sydney, welches trotz des Nichteinhaltens des zeitlichen und finanziellen Rahmens mittlerweile als voller Erfolg gehandelt wird. Eine langfristige Betrachtung des fertigen Ergebnisses wirft hier ein komplett anderes Licht auf das Projekt als das Iron Triangle.
Letztendlich ist das Iron Triangle ein wertvolles Tool, dass dabei hilft, die Komplexität eines Projekts zu verstehen und Dependenzen zentraler Dimensionen abzubilden. Dennoch ist es auch hier zielführend, andere Perspektiven einzunehmen und sich gerade bei der Erfolgsbewertung nicht ausschließlich darauf zu berufen.
Das Teufelsquadrat für eine differenziertere Betrachtung
Als Erweiterung zum magischen Dreieck gibt es das Teufelsquadrat nach Harry Sneed. Die beiden Modelle unterscheiden sich nur in einem Punkt: während vorher der dritte Parameter der Umfang war, so teilt Sneed diesen aufgrund besserer Anschaulichkeit in Qualität und Inhalt auf und wandelt so das Dreieck in ein Quadrat um.
Bei Veränderung eines Parameters verzerrt sich die Form des Quadrats und wirkt sich auf einen oder mehrere der restlichen Größen aus. Insgesamt jedoch bleibt die Fläche des Quadrats immer gleich groß. In diesem Beispiel zeigt die orange Linie, wie sich die Form bei Änderungen im Bereich der Kosten wandelt; mehr Zeit wird benötigt, was einen negativen Effekt auf Qualität und Inhalt hat: