#MethodeEgal: Beitrag zur Blogparade

Sabine Pfleger, Freitag, 27. Januar 2017 | Lesedauer: 2 Minuten

Project Manager Hero

Das ProjektMagazin hat in Vorbereitung auf die PM Welt am 30. März zu einer Blogparade aufgerufen unter dem Thema: Klassisch, agil oder egal: Ist ein guter Projektleiter mit jeder Methode erfolgreich?

Was ist wichtiger für den Erfolg eines Projektes, die Projektmanagement-Methode oder die Persönlichkeit des Projektleiters? Weder noch und sowohl als auch.

Aus der Ausgangsfrage lassen sich zwei Wünsche ableiten: Zum einen der Wunsch nach einer Methode, die immer und überall funktioniert. Und zum anderen der nach einer charismatischen Führungsfigur, die das Unmögliche möglich macht.

Beides klingt zu schön, um wahr zu sein. Keine Methode und kein Projektleiter kann solchen Ansprüchen genügen. Die zugrundeliegende Frage ist also eine andere: Was gibt den Ausschlag für ein erfolgreiches Projekt?

Werfen wir also einen Blick auf erfolgreiche Großprojekte, die noch vor der Deadline und im oder sogar unter dem Budget fertig werden. Es fällt sofort auf: Bei keinem der folgenden Großprojekte wird der Erfolg einer spezifischen Methode zugeschrieben.

Beispiel 1: Der Luise-Kiesselbach-Tunnel in München

Alle Münchner werden sich mit Grauen an den früheren Luise-Kiesselbach-Platz erinnern – Dauerstau war auf Münchens größter Baustelle an der Tagesordnung. Dieser Verkehrsknotenpunkt in Richtung Süden wurde komplett untertunnelt, um die Anwohner vor dem Lärm und Feinstaub der täglich über 120.000 Autos zu schützen. Und siehe da: Dieses Verkehrsgroßprojekt wurde im Jahr 2015 früher als erwartet und im Kostenrahmen fertig. Projektleiter Johnann Wittmann betont vor allem, dass der Erfolg eine Teamleistung, nicht die Leistung eines einzelnen starken Mannes war.

Beispiel 2: Der Gotthard-Basistunnel in der Schweiz

Als „Wunder vom Gotthard“ bezeichnete die FAZ, dass das größte Investitionsprojekt in der Geschichte der Schweiz ein ganzes Jahr früher fertig wurde als mit dem Auftraggeber vereinbart. Doch einem Wunder ist dieser Erfolg nicht zu verdanken, vielmehr der akribischen Arbeit des Projektteams. 

Beispiel 3: Die olympischen Sommerspiele 2012 in London

Auch dieses Mammutprojekt besticht durch ein vorbildliches Projektmanagement. Vier Monate früher fertig und eine Milliarde günstiger als geplant – diese Bilanz konnte das Projektteam der dieses Hochrisikoprojektes mit unveränderbarer Deadline vorweisen. Die olympischen Sommerspiele in London wurden zu einem vollen Erfolg.

Welche Gemeinsamkeiten kann man aus diesen drei Projekten ableiten, die stellvertretend für eine Vielzahl großer und kleiner erfolgreich abgeschlossener Projekte stehen? Zunächst fällt auf, dass jedem dieser Projekte eine realistische Planung vorweg gegangen ist. Es wurde kein politischer Druck ausgeübt, den Aufwand künstlich niedrig zu schätzen. Das gab den Teams die nötige Planungssicherheit.

Alle Projektplaner konnten sich zudem ausreichend Zeit für eine detaillierte Vorabplanung nehmen. So konnten diese komplexen Projekte ausreichend durchdrungen werden und in aufwändiger Vorarbeit wurden die Aufgaben, Kosten, Risiken, Chancen und Termine präzise ausgearbeitet.

Auch das Stakeholder-Management wurde jeweils hervorragend umgesetzt. In London wurde beispielsweise ein umfangreiches Kommunikationskonzept zur Einbindung der Bürger in das Vorhaben erarbeitet und umgesetzt. Genauso wie die Londoner Bürger identifizieren sich die Gotthard-Anrainer mit „ihrem Projekt“ und geben ihm weitest gehenden Rückhalt. Klagewellen oder Widersprüche gab es so gut wie nicht.

Anstatt die Risiken kleinzurechnen wurden sie in allen Projekten in ein umfassendes Risikomanagement überführt.

Alle Projektleiter der genannten Projekte betonten außerdem die gute Personalauswahl, die klaren Projektstrukturen und die konsequente Termin- und Kostenplanung und –steuerung.

#MethodeEgal kann man also tatsächlich unterschreiben und auch wenn von den Medien gerne ein Klaus Grewe (London) oder Johann Wittmann (Luise-Kiesselbach-Tunnel) als die strahlenden Helden dieser Projekte inszeniert wurden, war es ein Zusammenspiel vieler Faktoren und Leistungen, die solche Projekterfolge letztlich ermöglichen.

Vielleicht sollte sich eine von Methoden besessene Branche nun dem Projektauftrag und der Rolle der Stakeholder zuwenden?

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