Aufstellung, Organisation, Durchhaltevermögen, Chancenverwertung: So läuft Ihr Projektmanagement besser als das der deutschen Mannschaft im WM-Auftaktspiel 2018.
Projektmanagement á la DFB-Elf - oder auch nicht?
Madeleine Gritzbach, Montag, 25. Juni 2018 | Lesedauer: unbekanntDieser Beitrag sollte eigentlich eine Lobeshymne an die deutsche Nationalmannschaft und Ihre hervorragende Organisation im WM-Auftaktspiel gegen Mexiko werden – eigentlich. Doch nach dieser Leistung hatte sich das erledigt, denn sind wir mal ehrlich: Vom aktuellen Weltmeister hätten wir – nach mehr oder weniger erfolgreichen Testspielen im Vorlauf – spätestens jetzt zum WM-Auftakt mehr erwartet. Doch der erwartete Erfolg blieb aus. Und das trotz deutlich mehr Ballbesitz, mehr angekommenen Pässen und der doppelten Zahl an Torschüssen gegenüber der mexikanischen Mannschaft. Woran hat es gelegen? Und was lernen wir daraus für unser Projektmanagement?
Aufstellung
Wen nehmen Sie in Ihre Startaufstellung? Überlegen Sie sich das im Voraus gut, denn mit Ihrer Mannschaft steht und fällt das Spiel. Haben Sie auch entsprechende Alternativen im Hinterkopf, falls Sie, wie es Jogi Löw am Samstag gegen Schweden mit Sebastian Rudy ging, kurzfristig auf Ihre Nummer 1 für eine Position verzichten müssen. Für das nächste Spiel gegen Südkorea fällt dann auch Abwehrchef Jerome Boateng aus – welchen man erstmal ersetzen muss. Seien Sie also darauf vorbereitet, je nach Spielverlauf spontan auf Unvorhergesehenes zu reagieren – und gegebenenfalls Spieler auszuwechseln. Achten Sie dabei aber darauf, den Auswechselspieler gut informiert ins Spiel zu bringen und die anderen Spieler darauf einzustimmen, damit der Spielfluss dadurch nicht gestört wird.
Ihr Projektteam sollte also von Anfang an gut durchdacht sein. Auf unvorhergesehene Ausfälle von Mitarbeiten (auch längerfristige wie bei einem Burnout) sollten Sie vorbereitet sein. Achten Sie aber darauf, den „Ersatz“ gut vorzubereiten und in das Projekt einzuarbeiten, damit die Zusammenarbeit mit den anderen Teammitgliedern reibungslos weiterlaufen kann.
Abstimmung
Sorgen Sie für reibungslose Kommunikation und Abstimmung – damit keine 78 Fehlpässe wie im Spiel gegen Mexiko passieren, die eventuell wichtige Abschlüsse vereiteln könnten. Zunächst müssen die Spielabläufe klar vorgegeben sein und es braucht einen Spielmacher (=Projektmanager), der den Takt vorgibt. Dann muss es aber auch Platz für spontane Manöver geben, zum Beispiel, um momentane Schwächen des Gegners für sich selbst nutzen zu können. Eine bessere Abstimmung sorgt dafür, dass etwa ein Marco Reus den Ausgleich erzielen kann, was das Projekt wieder einen entscheidenden Schritt weiterbringt.
Auch im Projektteam kommt es auf Abstimmung an, jeder muss genau wissen, wie die Aufgaben verteilt sind. So lassen sich Missverständnisse und Doppelarbeiten vermeiden und das Projekt kann erfolgreich umgesetzt werden.
Chancenverwertung
26 Torschüsse, acht Ecken, 66% Ballbesitz – und kein Tor. Im Gegensatz dazu die Gegner: 13 Torschüsse, eine Ecke und nur 34% Ballbesitz, dafür ein Tor – und Sieg. Das altbekannte Thema Chancenverwertung kommt auch nach diesem Spiel gegen Mexiko wieder auf den Tisch. Viel Ballbesitz und Spielkontrolle sind gut, aber eben nicht alles. Es kommt darauf an, die Chancen, die man, hat auch zu nutzen um das Spiel auch zu gewinnen. Neben einem kontrollierten Spielaufbau geht es dabei aber manchmal eben auch um schnelles Kontern und darum, den Gegner zu überraschen.
Das Runde muss ins Eckige – mit welchen Mitteln ist letztlich zweitrangig. Ähnlich wie beim Projektmanagement.
Auch hier geht es hauptsächlich darum, mit allen Mitteln die Projektziele zu erreichen. Das Projekt soll innerhalb des gesetzten Zeitrahmens, Budgets und Leistungsumfangs erfolgreich abgeschlossen werden. Wenn Sie die Chance haben, das Projekt schon vor dem Enddatum und mit geringerem Budget abzuschließen, dann sollten Sie diese auf jeden Fall erkennen und nutzen.
Durchhaltevermögen
So ein Fußballspiel ist lang. 90 Minuten, in denen man als Spieler alles geben muss und das manchmal unter schwierigsten Bedingungen. Sorgen Sie deshalb dafür, dass Ihr Team gut gestärkt und trainiert ins Spiel geht, damit es die 90 Minuten durchhält – und die ganze Zeit volle Leistung bringen kann. Nur so lässt sich ein Spiel gewinnen.
Ihrem Projektteam sollte also eine produktive Arbeitsumgebung zu Verfügung stehen, in der man nicht ständig unterbrochen wird und konzentriert arbeiten kann. Versuchen Sie auch, Ihrem Team Regenerationsmöglichkeiten anzubieten, damit es anschließend gut erholt und fit weiterarbeiten kann.
Schlussphase
In den letzten 10 bis 15 Minuten eines Spiels geht es oft noch einmal richtig zur Sache. Vor allem, wenn man wie wir als Weltmeister drauf und dran ist sein Auftaktspiel zu verlieren. Das kann funktionieren, wie wir am Samstag gegen Schweden gesehen haben, muss es aber nicht. Und irgendwann ist die Zeit abgelaufen, das Spiel vorbei. Und wenn man dann auch die Schlussphase nicht nutzen konnte, um zumindest noch den Ausgleich zu schaffen, geht man eben als Verlierer vom Platz – und steht anschließend gewaltig unter Druck.
Mit genug Können und ein bisschen Glück kann man manchmal auch in den letzten Minuten eines Spiels, manchmal sogar noch in der Nachspielzeit das Spiel zu seinen Gunsten entscheiden. Der Nachteil daran: Ein hohes Stresslevel bei allen Beteiligten und immer das Risiko, es eben nicht mehr rechtzeitig zu schaffen. Damit es in Ihrem Projekt nicht so weit kommt, sollten Sie unbedingt auf ein ordentliches und realistisches Zeitmanagement achten – von der Planung bis zur Umsetzung des Projekts. Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern und beziehen Sie sie von Anfang an mit ein.
Zugegeben, das Auftaktspiel der deutschen Mannschaft lief eher suboptimal. Die Leistung am Samstag? Schon besser. Wenn es so weiter geht, sollte doch bei der WM 2018 für Deutschland noch alles gut werden, oder?