Wer beabsichtigt, ein Team hinter sich zu vereinen, sollte zuerst lernen, sich selbst bestmöglich zu führen. Viel zu oft sind Menschen darauf fokussiert, lediglich die äußere Umwelt zu betrachten. Sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext wird stets analysiert, beurteilt und aktiv beeinflusst. Die Möglichkeit, sich selbst zu reflektieren und innere Prozesse zu steuern, wird oft ausgelassen. In folgendem Beitrag zeigen wir Ihnen, wie Sie durch besseres Self-Leadership zum besseren Team-Lead werden.
Self-Leadership: So werden Sie zum HERO
Timo Gerhardt, Dienstag, 07. Juni 2022 | Lesedauer: 7 min.Inhalt
- Was bedeutet Self-Leadership?
- Werden Sie sich über sich selbst bewusst
- Regulieren Sie sich selbst
- Finden Sie Ihre intrinsische Motivation
- Werden Sie zum HERO
Karim Benzema ist ein Phänomen. Im vergangenen Mai konnte der Fußballstar bereits zum fünften Mal den Henkelpott, die begehrte Trophäe der UEFA Champions League, mit den “Königlichen” nach Madrid holen. Man könnte beinahe denken, dass es für ihn an der Tagesordnung ist, mit dem Real Madrid CF den europäischen Fußballthron für sich zu beanspruchen. Dennoch markiert dieser Titelgewinn auch für Benzema ein Novum. Zum ersten Mal holte der Franzose als Kapitän die Trophäe und schoss sein Team als Torschützenkönig fast im Alleingang zum Titel. In Expertenkreisen gilt er mittlerweile als der personifizierte Leadership-Gedanke. Doch dem war nicht immer so. Auch der ehemals für seine zahlreichen Skandale bekannte Spieler musste erst lernen, was Self-Leadership bedeutet, bevor er sein Team zum Titel führen konnte.
Was bedeutet Self-Leadership?
Selbstführung gilt als Voraussetzung für die Führung anderer Menschen. Dennoch findet diese Idee in der Unternehmenspraxis meist nur sehr wenig Beachtung, was oftmals die Führungsqualität im Alltag erheblich beeinträchtigt. Grundsätzlich wird damit ein Prozess der bewussten Selbstbeeinflussung beschrieben. Dieser hat das Ziel, die eigene individuelle Effektivität zu steigern. Der Fokus liegt folglich nicht auf der äußeren Umwelt, sondern auf den inneren Prozessen einer Person. Darüber hinaus lässt sich Self-Leadership erlernen und aktiv weiterentwickeln, wodurch Sie das Konzept zu Ihrem Vorteil nutzen können.
Werden Sie sich über sich selbst bewusst
Das Ziel von Self-Leadership, die Steigerung der eigenen Effektivität, beruht einerseits auf dem Forcieren der eigenen Stärken und andererseits auf dem Eliminieren persönlicher Schwächen. Um dies erfolgreich umsetzen zu können, muss man sich zuerst über diese Stärken und Schwächen bewusst werden. Für eine effektive Selbstbeeinflussung ist es essentiell, innere Prozesse und Abläufe kennenzulernen. Die Wahrnehmung eigener Wünsche, Ziele und Gedanken ist hierfür ausschlaggebend. Schließlich sind diese Faktoren die Treiber unseres Handelns, wenn auch oft nur unterbewusst.
Der erste Schritt zu einer funktionierenden Selbstführung ist eine ganzheitliche Evaluation der eigenen Person. Auch Karim Benzema hat Zeit benötigt, um herauszufinden, dass er seine Stärken als alleiniger Mittelstürmer am besten ausspielen kann. Folglich liegt hierauf sein kompletter Fokus. Schwächen, die er beispielsweise im Defensivbereich verzeichnet, werden irrelevant, bzw. eliminiert, da diese Verantwortung bewusst an Spielerkollegen weitergereicht wird. Aus dem Bewusstsein über seine persönlichen Karriereziele nimmt er die Motivation, um an seinen Stärken und Defiziten zu arbeiten.
Regulieren Sie sich selbst
Um die eigenen Fähigkeiten und das Leistungsverhalten zu optimieren, ist der Prozess der Selbstregulation unverzichtbar. Dieser besteht aus den folgenden 3 Phasen, die sich stets wiederholen sollten, um sich in einem dynamischen Umfeld einem optimalen Zustand anzunähern:
- Selbstbeobachtung
- Selbstbeurteilung
- Selbstreaktion
In der Selbstbeobachtungsphase geht es vorerst darum, das eigene Verhalten bewusst, aber wertungsfrei wahrzunehmen. Hierfür sind die zuvor beschriebene Kenntnis innerer Abläufe und eine hohe Selbstaufmerksamkeit äußerst wichtig. Anschließend soll dieses Verhalten beurteilt werden. Hierfür wird ein Referenzwert benötigt. Dieser kann sich auf eigenen Ansprüchen oder auf einer sozialen Bezugsnorm, wie einer relevanten Vergleichsperson, begründen. Die Phase der Selbstreaktion hat wiederum das Ziel, durch konkrete Maßnahmen Differenzen zwischen eigenem Verhalten und dem Referenzwert zu eliminieren. Bemerkt beispielsweise Benzema, dass ein persönlicher Rivale, der als Referenzwert dient, eine höhere Laufleistung pro Begegnung aufweist, wird er Zeit in Lauftraining investieren, um dieses Defizit nachhaltig zu beseitigen.
Finden Sie Ihre intrinsische Motivation
In dem beschriebenen selbstregulatorischen System können Selbstbelohnung und Selbstbestrafung als extrinsische Motivation zur Beseitigung der Defizite dienen. Im Fall Benzema wäre beim Erreichen eines Trainingsziels ein Videospielabend mit Freunden als Belohnung denkbar, das Nicht-Erreichen hätte einen Verzicht zur Folge. Eine Aufgabe im Hinblick auf eine mögliche extrinsische Belohnung zu erfüllen, ist aber bei Weitem nicht so effektiv wie ein intrinsischer Beweggrund. Zeigt die Person Begeisterung und Interesse an der Aufgabe selbst und nicht nur an einer potentiellen Belohnung, ist diese deutlich einfacher zu bewältigen. Somit arbeitet ein Profi wie Benzema vorrangig an seinem Können, um der Exzellenz gerecht zu werden, die er selbst von sich erwartet.
Werden Sie zum HERO
Falls Sie nun die Initiative ergreifen und beginnen wollen, sich selbst effektiv zu führen, sollten Sie stets das Akronym HERO im Gedächtnis behalten. Es handelt sich hierbei um vier Aspekte, die Ihnen dabei helfen, Ihre persönlichen Ziele stets zu erreichen.
- Hope
- Efficiacy
- Resilience
- Optimism
Die erste Komponente beschreibt hierbei die inständige Hoffnung, Ziele stets zu erreichen. Voraussetzung für die Zielerreichung sollen hier der unbedingte Wille und der anhaltende Ehrgeiz sein, der an den Tag zu legen ist. Der zweite Aspekt der Wirksamkeit bezeichnet das Selbstvertrauen, dass die eigenen Fähigkeiten dazu ausreichen, um die bevorstehenden Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Resilienz bezeichnet das Durchhaltevermögen, das benötigt wird, um auch unangenehme, langwierige oder sehr herausfordernde Aufgaben zu bewältigen. Auch bei vorangegangenen Misserfolgen ist es wichtig, den Fokus aufrechtzuerhalten. Die letzte und wohl bedeutendste Komponente ist der Optimismus. Nachweislich wirkt sich das im zweiten Punkt beschriebene Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und auch andere positive Affirmationen positiv auf die tatsächliche Leistung aus.
Damit auch Sie in Zukunft das Konzept des Self-Leaderships meistern, sollten Sie Wert darauflegen, sich selbst besser kennenzulernen. Infolgedessen wird es Ihnen leichter fallen, sich selbst zu regulieren. Sollten Sie darüber hinaus eine intrinsische Motivation für Ihre Aufgaben finden und die Komponenten von HERO im Gedächtnis behalten, steht einer effektiven Selbstführung nichts mehr im Weg.