Der Trend zum agilen Management ist nach wie vor brandaktuell. Nun stellt sich die Frage, ob ein Lastenheft im agilen Umfeld überhaupt noch notwendig ist, wenn sich die Anforderungen doch sowieso ständig ändern.
So funktionieren agile Lastenhefte
Kathrin Jungwirth, Dienstag, 29. November 2016 | Lesedauer: unbekanntAllgemein zum Lastenheft
Lasten- und Pflichtenheft werden in der Anfangsphase eines Projekts erstellt. Dabei wird zuerst das Lastenheft vom Auftraggeber und im Anschluss das Pflichtenheft vom Auftragnehmer ausgearbeitet. Das Lastenheft wird auch Anforderungsspezifikation genannt und ist ein Dokument, das alle Anforderungen im Rahmen der Planungsphase enthält. Das Lastenheft gilt als Grundlage, um ein Projekt durch eine realistische Planung mit Meilensteinen zu strukturieren. Dabei beinhaltet das Lastenheft u.a. folgende Aspekte:
- Ist-Zustand & Zielsetzung
- Beschreibung, Spezifikationen und Funktionen des Systems/Produkts
- Produktanforderungen und technische Anforderungen
- Anforderungen an den Auftragnehmer
- Vertragsrahmen
- Anforderungen an das Projektmanagement des Auftragnehmers
Das agile Lastenheft
Generell sollten Sie nie auf das Lastenheft verzichten, da es die Basis für Ihr komplettes Projekt schafft. Jedoch muss ein Lastenheft prinzipiell kein statisches Dokument sein. Viel mehr versucht es den Stand der Wünsche und Anforderungen des Auftraggebers an ein System/Produkt zu beschreiben. Dies kann natürlich auch auf agile Weise umgesetzt werden. Der Hauptfokus agiler Lastenhefte liegt auf der Aktualität der Anforderungen und einer schnellen Umsetzung. Dabei sollten agile Lastenhefte grundsätzlich dieselben Aspekte beinhalten wie ein klassisches Lastenheft.
Agiles Vorgehen zur Erstellung eines Lastenhefts
Bei der Erstellung eines agilen Lastenhefts geht es vor allem darum, dass nicht alle Aspekte vorab bis ins kleinste Detail festgelegt und ausformuliert werden. Vielmehr werden in einem ersten Schritt bereits vorhandene Anforderungen und Fakten gesammelt. Dabei kann auch auf Daten aus vergangenen Projekten zurückgegriffen werden, wie alte Lastenheftdokumentationen, alte Anforderungen oder auch Marketingunterlagen, um ggf. weitere Anforderungen aufzudecken. Nach dieser ersten Sichtung wird die erste Version des Lastenhefts erstellt.
Nachdem ein erster Entwurf steht, kann bereits mit dem Projekt begonnen werden. Während des Projektes werden immer weitere Anforderungen hinzukommen und damit werden auch weitere Versionen des Lastenhefts entstehen. Damit überträgt das agile Vorgehen das Prinzip der Just-In-Time-Production auf das Lastenheft und dessen Anforderungen. Die Anforderungen sind in der Regel genau dann fertig definiert, wenn sie benötigt werden.
Die Vorteile dieses Vorgehens sind offensichtlich. Sie können ohne eine lange Vorlaufphase für die Definition des Lastenheftes direkt ins Projekt starten. Zusätzlich können Sie auf Änderungen der Rahmenbedingungen sofort, wenn nötig, reagieren. Auch für den Kunden ist dies von Vorteil, da er nur noch genau die Anforderungen definiert, die im Anschluss auch realisiert werden. Aus ersten Fortschritten zum Beispiel ersten Versionen einer Software kann gelernt und neue Anforderungen generiert werden.
Jedoch hat diese Vorgehensweise auch einen Haken: Um die Definition und Realisierung von Anforderungen im Fluss zu halten, entsteht ein sehr hoher Kommunikationsaufwand zwischen dem Auftraggeber und dem Projektteam. Dennoch lässt sich ein solch agiles Lastenheft ausgezeichnet mit agilen Methoden, wie Scrum, kombinieren. Denn hier ist es sowieso vorgesehen, dass der Product Owner in regelmäßigem Austausch mit dem Auftraggeber steht. Zusätzlich ist das Lastenheft eine hervorragende Grundlage für den Product Backlog.